Zurück zuhause

„Welcome Back – Willkommen zuhause….“ Damit haben mich sowohl meine Familie als auch meine Freunde begrüßt. Ich habe mich sehr darüber gefreut, aber zuhause……? Wo ist das? Diese Frage habe ich mir in dieser Woche sehr oft gestellt und mir daher hierzu ein paar Gedanken gemacht.

Mein Lebensmittelpunkt war für 3 Jahre in Korea und rückblickend kann ich sagen, dass ich dort trotz aller Schwierigkeiten im Alltag als Ausländerin dort ein „zuhause“, ja ein Stück Heimat gefunden habe. Dies wurde nur allzu deutlich als ich hier durch die Stadt lief und wieder mit mir unbekannten Deutschen kommunizieren sollte. Es war und ist mir auch nach einer Woche immer noch sehr viel fremd geworden. Dies fängt bei der äußerlichen Erscheinung der Menschen auf der Straße an, geht über das Kaufen von Gebrauchsgegenständen hinaus und hoert bei der Kommunikation auf deutsch auf.

Auch wenn ich in Seoul sehr viel Deutsch gesprochen habe, so heißt das noch lange nicht, dass ich mit meinen Mitmenschen „auf Deutsch“ kommuniziert habe. Denn bei der Kommunikation spielen sowohl die Körpersprache als auch die Art und Weise WIE man einander Mitteilungen austauscht eine große Rolle und da habe ich mich zum Teil dann doch an die örtlichen Gewohnheiten angepasst. Beispielsweise habe ich die mir bekannte und unbekannte Personen mit einer kleinen Verbeugung oder zumindest mit einem Nicken des Kopfes begrüsst. Sind mir Fremde auf der Straße begegnet so habe ich eher den Blick in eine andere Richtung abgewendet, wogegen hier in Deutschland oft der Blickkontakt gesucht wird.
Dies ist mir nicht neu, aber doch in den letzten Tagen aufgefallen, da es mir erst einmal wieder fremd war.

Einen weiteren Unterschied konnte ich beim Fahren in öffentlichen Verkehrsmitteln feststellen. Denn man kann hier in den Bus vorne und hinten. Das ist soweit ich mich erinnere nicht nur in Korea, sondern auch von Stadt zu Stadt in Deutschland anders. Wenn ich mich recht entsinne kann man in Bonn immer nur vorne in den Bus einsteigen – der hintere Tür des Busses ist hier nur für das Aussteigen vorgesehen. Dies war ebenfalls so in Korea und bedeutete hier keine große Umstellung.

Was das Fahren in der U-Bahn und in der S-Bahn angeht, so gibt es schon allein räumlich den grundlegenden Unterschied, dass man hier immer zu zweit gegenübersitzt. In Korea gibt es zwei lange Bänke, um in der Mitte stehen zu können. Der Grund liegt darin, dass es einfach viel mehr Menschen in der Stadt und somit auch in der U-Bahn gibt. Dies führt dazu, dass auch das Fahrverhalten der Personen etwas abweicht.
In Korea konzentriert sich jeder eher auf sich selbst und versucht den anderen so gut es geht nicht zu stören. Dies ist in dieser recht öffentlichen Situation schwierig, aber dennoch möglich indem man sich beispielsweise anderweitig beschäftigt. Zu den meisten Beschäftigungen gehören SMS schreiben oder leise telefonieren, ein Spiel auf seinem Handy spielen, Fernsehen übers Internet oder eine heruntergeladene Folge eines koreanischen Dramas schauen oder einfach Musik hören, damit auch die Geräuschkulisse von draußen nicht so stark ins Ohr dringt. Eine weitere beliebte Beschäftigung ist natürlich schlafen, ein Buch lesen oder einfach nur dösen. Fest steht, man versucht so wenig wie möglich sich mit den anderen Fahrgästen zu beschäftigen, da die Fahrt ja im Zweifelsfall noch eine halbe- bis dreiviertel Stunde dauern kann. Dies habe ich hier zuerst andes wahrgenommen.
Ein Grund wird darin liegen, dass es insgesamt erst einmal viel weniger Fahrgäste gibt. Das hat unter anderem auch zur Folge, dass ich schon beim Einsteigen gelassener die U-Bahn betreten kann, weil die Wahrscheinlichkeit einen Platz zu ergattern viel höher ist. Außerdem dauert die Fahrt viel, viel kürzer, weshalb es sich schon fast nicht lohnt ein Buch oder eine Zeitung herauszuholen, da der Artikel gar nicht bis zum Ende gelesen werden kann.

Was Kleidung betrifft ist mir besonders aufgefallen, dass sich der oder die Deutsche gerne eher „praktisch“ kleidet. Somit gibt es gerade in der Übergangszeit viele Menschen, die entweder in Winterklamotten bestückt mit Mütze und Schal oder aber in Sommerklamotten im Tank-Top herumlaufen. Diese Extreme konnte ich weniger auf den Straßen in Seoul beobachten. Dort gab es dann bei der Wettervorhersage immer zum Wechsel der Jahreszeit die Ansage, welche Kleidung am besten für das Wetter in den nächsten Tagen geeignet war. Dies bedeutete dann, dass die Ansagerin für das Wetter zum Herbst im Trenchcoat die Wetteransage machte.

Selbstverständlich bin ich mir dessen bewusst, dass diese Beobachtungen rein subjektiv sind und Seoul einfach eine Megacity ist in der im Kern 12-14 Millionen Menschen auf einer Fläche so groß wie Berlin leben und arbeiten. Aber abgesehen davon, dass ich hier gerade keine Verständigungsschwierigkeiten habe, frage ich mich gerade oft, ich Deutsche oder Koreanerin bin…

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