Es sind nun zwei Jahre her, dass ich mit zwei Tests meine Schwangerschaft festgestellt und einen Termin bei meiner Gynäkologin vereinbart habe. Im Rückblick gesehen waren die 39+4 Wochen schon sehr aufregend. Doch hat es mich zu der Zeit oft genervt, wenn ich zu hören bekam, was sich alles ändern sollte. Ich wollte immer wieder auch den Status quo behalten. Wahrscheinlich auch zum Selbstschutz, da ich unbewusst leichtes Muffensausen vor der mir liegenden Aufgabe hatte. Einerseits weil ich immer wieder mit der Sorge, ob ich mit meiner Geschichte auch eine gute Mutter sein kann, beschäftigt war, und andererseits, weil mein Körper und meine Seele mich sukzessive auf das Kommende mit seinen Veränderungen vorbereitet haben.
Aber als wir dann die erste Ultraschall-Untersuchung hatten und das kleine pochende Herz des Zellklumpens gesehen haben, war es um uns geschehen.
In Korea gibt man heutzutage sehr gerne dem Embryo einen Namen,Taemyeong 태명. Als ich das erste Mal davon hörte fand ich es eigenartig einem Zellklumpen einen Namen zu geben. Aber nach der Untersuchung war es so klar wie Klosbrühe. Jeomi 점이, übersetzt mit Pünktchen wuchs in mir heran. Ich fand den Namen total toll, da er im Deutschen nicht auf das Geschlecht, das uns bis dahin unbekannt war, hinweist und zudem positive Assoziationen bei mir mit der schönen Geschichte von Erich Kästner mit „Pünktchen und Anton“ hervorrief.
Bei Kollegen und deutschen Freunden war von diesem Zeitpunkt an nur noch von Pünktchen die Rede und zu Hause in der Familie von Jeomi. Selbst die ersten Tage nach der Geburt unserer Tochter, benutzten wir hin und wieder noch den „alten“ Namen Jeomi. Auch wenn ich im hektischen Alltag aufgrund von relativ viel Arbeit, anstehendem Umzug und einen sehr beschäftigten Ehemann nur kleine Auszeiten in der Schwangerschaft genommen habe, so habe ich mir mit wachsendem Bauch gerne darüber gestreichelt und mit Jeomi gesprochen.
In Korea gehen inzwischen viele werdende Mütter zu Schwangerschaftskursen wie Yoga etc. Im Prinzip unterscheidet es sich nicht groß zu den Schwangerschaftskursen wie hier in Deutschland. Jedoch fallen sie alle unter den Begriff Taegyo 태교, Bildung und Erziehung des ungeborenen Babys, wodurch die Schwangere in vielen alltäglichen Situationen Sonderbehandlungen zu Teil werden, und geschont werden soll. Diesem Konzept kann ich im Nachhinein sehr viel abgewinnen, weil eine Schwangerschaft schon eine besondere Zeit ist.
Hattet ihr auch so einen Spitznamen, oder ist es etwas sehr Koreanisches?
태교 및 태명 – Schwangerschaft und Spitzname für ungeborenes Baby


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