Heute ist es bewölkt und im Laufe des Tages soll es regnen. Letzte Woche dagegen war es total schön. Morgens war es noch kühl, der Morgentau hing noch in der Luft, die Straßen war noch nicht so stark befahren, so dass ich die Vögel singen hören konnte und die Luft nach blühenden Blumen roch. Ich war schon früh unterwegs, so dass es mir bewusst auffiel und ich es ein paar Minuten genossen habe.
Heute, auch wenn es bedeckt ist und sich die Welt von einer anderen Seite zeigt, kann ich dem auch viel abgewinnen. Wahrscheinlich weil ich weiß, dass es morgen wieder 30 Grad und Sonne werden.
In den letzten Tagen sind mir sehr viele Gedanken durch den Kopf gegangen und ich habe lange hin- und herüberlegt, ob ich sie niederschreiben soll, da dies u.a. mit dem Sinn und Zweck dieses Blogs zusammen hängt und ich das Gefühl habe, dass sich dieser gerade ändert. Wahrscheinlich werde ich dies in einem separaten Eintrag thematisieren. Jetzt aber wieder zurück zu meinen Gedanken…
Meine süße, kleine Tochter ist jetzt 8 Monate und 14 Tage alt. Sie robbt durch die Wohnung, lutscht an allen Gegenständen, die sie in die Finger bekommt, entdeckt dadurch die Welt, sucht dabei immer wieder den Halt bei mir, lacht und quietscht laut vor Vergnügen, so dass ich ihr unterwegs beibringe, ihre Freude in Zimmerlautstärke auszudrücken und mit jedem Tag, den sie älter wird, wird ihre Persönlichkeit immer deutlicher. Als ich so alt war wie sie jetzt, habe ich die vielleicht größte Reise meines Lebens angetreten. Ich bin mit meiner Mutter von Seoul, Südkorea, über Anchorage, Alaska, Paris in Frankreich nach Düsseldorf geflogen, um am Niederrhein aufzuwachsen. Eine wichtige Familienanektdote dazu ist, dass meine Mutter eine Lebensmittelvergiftung hatte, so dass sich andere Flugpassagiere um mich kümmern mussten und mein Vater mit unserem damaligen Hausarzt und Krankenwagen zum Flughafen in Düsseldorf gekommen sind, um uns abzuholen.
Meine Tochter nimmt ihre Umgebung schon seit dem dritten Monat sehr genau wahr. Sie weiß, ob sie zu Hause oder woanders ist, wer sie im Arm hat und dass Mama und Papa verschiedene Sprachen sprechen. Ich frage mich oft, wie es mir wohl damals ergangen ist. Habe ich es auch wahrgenommen? Wie bin ich damit umgegangen? War ich auch teilweise so verunsichert wie sie jetzt? Wie habe ich Halt gefunden? Wenn meine Tochter verunsichert ist, sucht sie Sicherheit und Geborgenheit und will auf meinen Arm oder schreit, wenn sie bei jemand Fremden auf dem Arm ist, bis sie schließlich wieder bei mir ist. Ihre erste große Reise hat sie vor zwei Monaten gemacht und weil ich dabei war, war es überhaupt kein Problem. Natürlich war sie zu dem Zeitpunkt noch nicht so mobil wie heute. Aber dennoch hat sie – wie schon gesagt – sehr bewusst ihre Umwelt wahrgenommen.
Schon vor ihrer Geburt bin ich innerlich sehr viel ruhiger geworden…wahrscheinlich weil ich die Reise zurück zu meinen Anfängen gemacht habe. Ich habe für drei Jahre in Seoul gearbeitet und gelebt und mich währenddessen auf die Suche nach meiner leiblichen Mutter gemacht. Ich habe sie gefunden und kurzen Kontakt zu ihr gehabt. Sie hat geheiratet und weitere drei Kinder bekommen. Soweit ich weiß, sind sie alle gesund und es geht ihnen gut. Leider ist es nie zu einem regeren Austausch oder gar ein Treffen gekommen, aber ich wusste von Anfang an, dass ich eventuell auf Ablehnung stoßen werde. Auch wenn ich damals nicht damit gerechnet hatte, mit welcher Wucht mich die Ablehnung verletzt, so sind die Wunden wieder geheilt. Noch mehr verspüre ich diese Ruhe jetzt, seitdem meine Tochter da ist. Familie und das damit verbundene Konzept sind mir wichtig, wobei ich denke, dass eine Familie aus den verschiedensten Konstellationen bestehen kann. Nichts desto trotz ist meine Tochter die erste Person in meinem Leben,die mit mir blutsverwandt ist und die ich näher kennenlernen darf. Das ist neu für mich und ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Mit jeden Tag wächst die Liebe zu ihr, so dass ich sie oft abends beobachte, wenn sie schläft. Manchmal denke ich dann auch an meine Eltern und danke Ihnen allen, dass ich hier bin und nun selbst das Glück (und die Sorgen) haben kann. DANKE!!!




