Schlagwort: Identität

  • Gedanken zu meinem Frauenbild

    Gedanken zu meinem Frauenbild

    Wie ich schon einmal hier im Mai zum Thema Schwangerschaft und Wochenbett geschrieben habe, habe ich mich im zweiten Drittel der Schwangerschaft so über den Energieschub gefreut, dass ich regelmäßig zu einem recht vollen Tagesprogramm ein paar Nachtschichten eingelegt habe, weil ich unbedingt noch dies oder jenes vor der Geburt der kleinen Tochter „schaffen“ wollte. Als mich meine Freundinnen aus Schulzeiten im April und später auch im Juni zu Pfingsten besuchten und mein Pensum sahen, bekam ich voll ihren Senf mit Ratschlägen wie „Mach mal halblang!“, „Du kannst die Große doch nicht die ganze Zeit durch die Straße tragen, die ist zu schwer!“, „Nimm Dir mal ein paar Auszeiten“ und „Fahr mal einen Gang langsamer, du bist SCHWANGER!“, „Schon Dich mal!“ etc. ab.

    Ich glaube, wenn wir die Rollen getauscht hätten und ich meine beste Freundin gewesen wäre, ich hätte nichts anderes gesagt und ebenfalls Rüffel verteilt oder den Kopf geschüttelt und meiner Freundin (un)gefiltert mitgeteilt wie meschugge ich sie denn halten würde. Meine Kolleginnen bei der Arbeit haben es da teilweise ehrlich aber auf jeden Fall diplomatischer formuliert und es in ein Lob gepackt, wie toll ich denn das Semester gestemmt und auch noch so viel geschafft hätte, aber doch jetzt mal so langsam Zeit sei, sich statt um Unterrichtsmaterialien etc. mal (gefälligst) um die Familie und das süße kleine Baby, das wir nun haben, zu kümmern. Recht hatten alle, gehalten habe ich mich erst richtig daran, als ich keinen Lehrauftrag mehr hatte und es plötzlich hieß, dass das Baby eine Woche vor dem errechneten Termin käme. Da wurde so ganz plötzlich alles sehr real.

    Woher kommt es nun, dass ich mir oft (sehr) viel „aufhalse“ und „antue“ und mein Bestes gebe, Familie, Arbeit, Partnerschaft und Freundschaften unter einen Hut zu bekommen? Was für ein Frauenbild hat mich geprägt und ist mir heute persönlich wichtig?

    Diesen Gedankenanstoß bekam ich unter anderem auch bei einer der letzen Kundalini-Yoga-Stunden für Schwangere, als wir eine Übung machten, um Kontakt zu den Frauen bis zur 7. Generation zurück in der Vergangenheit und bis zur 7. Generation in der Zukunft und allgemein den ganzen Frauen in der Familie und im Freundeskreis zu suchen. Denn dieser Gedanke und das gleichzeitige Aussprechen des Mantras machte mich traurig, so dass ich weinen musste. Einmal, weil ich an meine Mütter dachte und darüber noch trauriger wurde und zum Anderen an meine Töchter und ihre Kinder denken musste.

    In solch einem Moment und in Gesprächen mit Anderen habe ich in der letzten Zeit festgestellt, was mir wichtig ist. Einmal habe ich festgestellt, dass mir meine Arbeit sehr viel Freude macht und mich erfüllt, und mich glücklich macht. Ich tausche mich sehr gern mit Menschen aus, lerne von ihnen und unterstütze sie beim Lernen der deutschen Sprache und mag alle Aktivitäten, die damit verbunden sind wie das Suchen, Erstellen und Anpassen von Lernmaterialien, das Motivieren und die Beratung von Lernern im Lernprozess etc. Genauso gerne lese ich zu interkulturellen, koreanisch-deutschen sowie fachbezogenen Themen und schreibe und übersetze gern. Auch wenn letztere Aktivitäten in der letzten Zeit wieder eher in den Hintergrund getreten sind, so gehören sie dennoch zu meinem „Portfolio“, wie das Unterrichten. Aber ist die Arbeit mir denn nun wichtiger als die Familie und bin ich eher die Karrierefrau? NEIN.

    Den zum Anderen ist mir Familie ebenso wichtig, und wenn ich für die Themen Arbeit, Familie, Partnerschaft, Freundschaften, Hobbies jeweils einen Liter Wasser zum Aufteilen auf 5 Gläser hätte. So wäre das Glas für Hobbies gerade mit vielleicht 100 ml sehr leer. Für Freundschaften und Partnerschaft würde ich jeweils 200 ml verteilen und den Rest gleichmäßig auf Arbeit und Familie.

    Jetzt bin ich aber immer noch nicht auf die eingangs gestellte Frage eingegangen. Welches Frauenbild hat mich nun geprägt und leitet mich vor allen Dingen heute als erwerbstätige Frau, Mutter und Partnerin? Welches Frauenbild möchte ich eigentlich an meine Töchter weitergeben? Letztere Frage habe ich noch nicht ganz für mich geklärt und bietet sich für einen weiteren Blogeintrag an.

    ABER die Frauen in meiner Familie, seien es leibliche – auch wenn ich sie nie persönlich getroffen habe –  Adoptiv oder Stiefmutter, Omas, Tanten, Patentanten, Großtanten oder Freundinnen habe ich alle als sehr starke Frauen kennengelernt, habe sie so in Erinnerung oder nehme sie so heute wahr. Alle sind und waren nie „nur und ausschließlich“ Hausfrau, sondern waren immer auch – sofern es möglich war – erwerbstätig. Dies hat mich einmal bei meiner Berufswahl beeinflusst, nämlich dass ich einen Beruf ausüben möchte, in dem ich Familie und Arbeit gut unter einem Hut bringen kann. Aber darüber hinaus haben sie mir ein Frauenbild vorgelebt, wo Frauen sich um die Familie kümmern, die Familie zusammenhalten, erwerbstätig sind, sich um Freundschaften der Familie und der Kinder kümmern, evtl. noch gesellschaftlich aktiv sind und aufgrund dessen alle sehr strukturiert und organisiert sind.

    Dass vieles so auch auf mich zutrifft und mir wichtig ist, war mir in diesem Maße nicht so bewusst. Wozu es geführt hat? Es ist gut zu wissen und erklärt manches mal mein Verhalten, welches ich ja dann demnächst auch immer wieder hinterfragen kann. Denn letztendlich ist es ja immer meine Entscheidung.

     

  • It’s summer in the city!

    Über (Musik)geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten und Einfluss darauf, was man von seinen Eltern (un)reflektiert übernimmt, hat man meiner Meinung nach erst viel später. Und sicherlich hat jeder das ein oder andere Thema, mit dem man nicht grün mit seinen Eltern ist – also der gleichen Meinung. Jedoch kann ich für mich sagen, dass es bei mir auf jeden Fall nicht der Musikgeschmack meines Vaters ist. Den mag ich nämlich sehr, da er meiner Meinung nach sehr vielfältig,unkonventionell und zeitlos ist.

    Und so musste ich gerade bei den schönen sommerlichen Temperaturen in Berlin gerade an Joe Cockers Lied „Summer in the city“ denken, dessen Musik mein Vater früher immer gern gehört hat.

  • Gedanken im Wochenbett

    Gedanken im Wochenbett

    Seit vier Wochen sind wir nun zu Viert und ich bin eine Mama von zwei süßen gesunden Töchtern, die ich sofort in mein Herz geschlossen habe. Und damit bin ich nun auch angekommen in einem Familienleben, in dem auf Bedürfnisse von vier verschiedenen Menschen eingegangen werden will und diesen so gut wie möglich erfüllt werden wollen. Ich kann beispielsweise morgens nur sehr schlecht auf meine Rituale im Badezimmer, aber vor allen Dingen meinen Kaffee und das Frühstück verzichten. Wenn ich es geplant muss ist es in Ordnung, weil ich mich darauf einstellen kann. Ist es ungeplant, kann ich morgens auch ungenießbar sein oder werden. Ebenso ist es bei meinem Mann und Partner sowie auch bei den Kindern. Vor dem Wochenbett und durch das Leben mit der Jeomi war mir schon von vornherein klar, dass ich nicht allem inklusive dann auch der Arbeit zu jederzeit zu hundert Prozent gerecht werden kann, will und muss. Damit habe ich mich vor der Geburt von Nana wiederum wie zur ersten Elternzeit bewusst entschieden Druck und Stress rauszunehmen. Gelungen ist es mir bisher recht gut. Vielmehr muss ich mich gerade selbst bremsen nicht allzu aktiv schon in der vierten Woche Wochenbett zu sein. Dank meines koreanischen Mannes bin ich auch schön brav die ersten 20 Tage (den 21. Tag hab ich leider nicht mehr geschafft) zu Hause geblieben, habe maximal den Müll im Hof entsorgt und durfte auch mit Nana raus in den Garten gehen und mich auf die Bank setzen. Innerhalb der Wohnung durfte ich mich schon ein wenig an den alltäglichen Aufgaben beteiligen, jedoch auch hier dosiert, wofür ich meinem Mann unendlich dankbar bin, wie ich auch schon einmal geschrieben habe, plus es in diesem Wochenbett auch wirklich notwendig ist und war. Mit schon einem Kleinkind zu Hause gibt es einfach weniger Ruhe und Möglichkeiten, alles einfach mal liegen zu lassen und die anstehenden Aufgaben wegzugucken oder zu veratmen. Mir fällt es auf jeden Fall deutlich schwerer und hat bei mir in der dritten Woche dazu geführt, dass sich einmal mein Körper gemeldet hat plus meine Psyche. Also habe ich das Tempo zurückgefahren und übe mich im meditieren bzw. mache mehr Yoga-Übungen, die gleichzeitig hilfreich für den Beckenboden und die Rückbildung sind. Nichts wird hier also just for fun gemacht ;-).

    Anmerkung: Würde eine Freundin mir dies so berichten, ich glaub ich würde ihr den Vogel zeigen und sie zurechtweisen. So reflektiere ich immerhin darüber und muss selbst lachen.

    Aber worüber ich heute auch gleichzeitig noch schreiben möchte ist das koreanische Wochenbett, die ersten 100 Tage nach der Geburt und die kulturellen Unterschiede die es von Land zu Land und in unserem Falle zwischen Deutschland und Korea so gibt. Auch dieses Mal war es vielen Geburtshelfern in der Klinik sowie auch den Hebammen und Ärzten, mit denen ich während dieser vier Wochen gesprochen habe, oftmals viel über das koreanische Wochenbett bekannt. Was bedeutet es aber nun wirklich und wo gehe ich den Kompromiss ein? Plakativ und unvollständig nenne ich immer folgende Punkte:

    • Koreanische Wöchnerinnen müssen sich mindestens für 21 Tage in geschlossenen, warmen tw. beheizten Räumen aufhalten, damit sie sich besser regenerieren können und der Körper die ganze Energie dafür verwenden kann.
    • Koreanische Wöchnerinnen sollten Kaltes, sei es in Form von Getränken, Speisen sowie auch einfach Wasser (beim Hände waschen etc.) aus oben genannten Grund meiden.
    • Koreanische Wöchnerinnen essen zu fast allen Mahlzeiten eine Suppe aus Miyeok, aus dem Japanischen auch als Wakame, eine Braunalgenart, bekannt, die ihnen wie der kräftige Hühnersuppeneintopf in Deutschland Energie liefern soll.

    Mag sein, dass es mit der Körperkonstitution zusammen hängt und somit auch genetische Gründe hat, aber ich spüre auch dieses Mal sehr deutlich im Wochenbett, wenn ich zu sehr davon abweiche, sprich zu leicht bekleidet auch bei den sommerlicheren Temperaturen bin oder auch zu wenig wärmende Speisen essen.

    Im Austausch mit den Geburtshelfern leuchtet es ihnen ebenfalls ein und ich bekomme immer eine (be)-lächelnde Zustimmung „Ach ja…stimmt ja“. Da es im Vergleich zum deutschen Wochenbett einfach etwas anders ist.

    Woher kommt aber nun die Sitte, dass man, wie im „Mach-Mit-Museum“ beschrieben, in Korea bei der Geburt eines Kindes die Wohnungstür entsprechend des Geschlechtes des Kindes schmückt?

    Früher war einfach die so hoch, dass präventiv nur die engsten Familienangehörigen die Wohnung der frisch gebackenen Familie betreten durften. Aus diesem Grund gibt es auch die 100-Tage, Baekil, Regel. Bis zu diesem Zeitpunkt sollte der Säugling (und die Mutter) möglichst wenig bis gar nicht (Hinweis der Schwiegermutter) das Haus verlassen. Nachvollziehbar, aber für mich unpraktikabel, weil ich sonst einen Hüttenkoller bekommen würde und auch wieder ungenießbar wäre.

    Vergleichbar finde ich diesen Zeitraum jedoch mit dem 6-8 wöchigen Wochenbett, dass Anja Gaca von guten Eltern in ihrem Buch beschreibt sowie auch einfach regulär empfohlen wird. Beim ersten Wochenbett habe ich recht gut einen Kompromiss aus beiden kulturellen Sitten gefunden. Mal sehen wie es dieses Mal klappt. Fazit zur vierten Woche von mir heute: Es ist auf jeden Fall schwieriger, aber muss und sollte machbar sein!

  • Random Thoughts Ende Mai

    Random Thoughts Ende Mai

    Seit ein paar Tagen ist wieder Sommer in Berlin. Die Sonne scheint, der Himmel ist strahlend blau und alle sind leicht bekleidet draußen in den Parks oder unterwegs mit Freunden zum nächsten Restaurant oder zur nächsten Eisdiele, zücken ihre Sonnenbrillen und genießen das schöne Wetter an einem langen Wochenende mit Brückentag. Das Semester ist seit einer Woche vorbei und ich habe nun auch endlich trotz aller Befürchtungen einen Gang heruntergeschaltet und genieße es, Zeit für mich zu haben und in Gedanken zur Vergangenheit und Zukunft zu schwelgen.

    Der Mai ist schon wirklich ein Wonnemonat. Nicht nur weil ich dann Geburtstag habe, sondern auch weil es sowohl in Deutschland als auch in Korea schön warm ist und es viele Feiertage gibt. Insbesondere dieses Jahr. Es gibt den Tag der Arbeit am 01.05., der in Berlin traditionell mit Demonstrationen und dem Mayfest begangen wird. Es gibt den Kindertag am 05.03. und den Elterntag am 08.05. in Korea, den Muttertag am zweiten Maiwochenende in Deutschland, dann wieder den Lehrertag und Buddhas Geburtstag in Korea sowie Christi Himmelfahrt mit dem Vatertag. Zum Einen bietet es sich an, eines dieser langen Wochenenden zu nutzen und wegzufahren. Wir haben es dieses Jahr jedoch aufgrund der Schwangerschaft nicht gemacht und ich muss sagen, es hat auch etwas. Habe ich doch tatsächlich Anfang Mai noch überlegt vier Wochen vor der Entbindung durch die Weltgeschichte zu fahren, so genieße ich es jetzt einfach gemütlich und in Ruhe das schöne Wetter mit der Familie im Tierpark oder aber im nächst gelegenen Kiez mit einem leckeren Mittagessen und anschließendem Besuch auf dem Spielplatz zu verbringen. Oder wie einfach jetzt…Auf der Bank auf der Terrasse am frühen Morgen mit einem Kaffee zu sitzen und bei Vogelgezwitscher die ersten warmen Sonnenstrahlen auf der Haut in Ruhe zu genießen, bevor der Tag mit neuen, tollen Aktivitäten anbricht.

    Eigentlich wollte ich insbesondere zu Christi Himmelfahrt und Vatertag einen Liebesbrief an meinen Mann und die Familie schreiben. Aus irgendwelchen Gründen hat es zeitlich aber nicht hingehauen und so frage ich mich gerade, ob und wie ich es nachholen soll. Letztendlich komme ich zu dem Schluss, dass es gar keine Rolle spielt zu einem bestimmten Tag oder Zeitpunkt im Jahr seine Liebe und Dankbarkeit gegenüber einer anderen Person auszudrücken. Viel wichtiger ist es dies im Alltag zu leben und regelmäßig zu sagen und den anderen Menschen das Gefühl zu vermitteln. Manchmal bekomme ich es besser hin, manchmal schlechter. Gerade in stressigen Zeiten schaffe ich es oft nicht, motze und finde immer irgendwas zu nörgeln. Ein sehr tolles Muster, wo ich wahrscheinlich nicht alleine bin. Dennoch finde ich es schade, da es so sehr den Alltag im wahrsten Sinne des Wortes versauert und nicht notwendig ist. Auch wenn ich schon einmal ein Kind geboren habe, so ist es auch diesmal spannend wie sich unsere Partnerschaft sowie auch die Konstellation in der Familie ändert. Unsere kleine große Tochter jedenfalls spürt es jetzt schon und hat gerade in den letzten Tagen vermehrt das Bedürfnis ganz nah bei Mama zu sein und die Exklusivzeit alleine zu genießen. Ich finde es interessant zu beobachten und frage mich, wie sie wohl mit der neuen Situation umgehen wird. Sicher bin ich mir, dass sie es schafft und wir unseren Weg finden werden. Dafür bin ich dankbar und finde es nicht selbstverständlich. Denn auch wenn manches im Alltag nicht so läuft, wie ich es mir wünsche, so weiß ich, dass wenn es drauf ankommt, wir ein Team sind und alles schaffen können. Dafür danke ich Dir, SuperDad!